Forstvereinsexkursion nach Südkärnten

Ein Artikel von Dipl.Ing. Dr. Gerhard Pelzmann, LK Steiermark | 16.09.2020 - 14:42

Kalamitäten und ihre Folgen

Forstmeister Dipl.Ing. Dr. Bernhart Binder, Benediktinerstift St. Paul, führte uns am ersten Exkursionstag durch das Revier St. Vinzenz auf der Soboth. Thema waren die Kalamitäten der letzten 18 Jahre und ihre Auswirkungen.

Im Jahr 2002 waren von den 1.494 ha Wirtschaftswaldfläche durch Wind- und Schneebruch 540 ha betroffen. 52 ha wurden vollflächig geräumt, 170 ha waren zu mehr als 50% geschädigt und auf weiteren 318 ha wiesen zahlreiche Bäume Wipfelbrüche auf. Rund 24.000 Festmeter Holz fielen bei der Schadensaufarbeitung an. Der durchschnittliche Deckungsbeitrag lag bei 39 € pro Erntefestmeter.
Verbunden mit hohen Kosten war auf den Restflächen die Vergrasung ein großes Problem. Durch den niedrigen Bestockungsgrad unter 0,5 war die Kultivierung bzw. Naturverjüngung der Schadflächen sehr aufwendig. Nach 18 Jahren zeigen sich schöne Waldbilder, strukturierte verjüngte Baum- und Althölzer.

Im Juni 2006 kam es im Revier auf der Koralm zu einem Hagelschlag auf einer Fläche von 200 ha, wovon 123 ha besonders stark geschädigt wurden. 16 ha, hauptsächlich 60-jährige Bestände, mussten geräumt werden. Die Schadholzmenge betrug rund 3.500 Festmeter. Weitere 23 ha Stangenholz und 10 ha Dickungen trugen sehr schwere Schäden davon, es wurden die Terminaltriebe durch den Hagel einfach abgeschlagen. Auf der Wetterseite der Baumkronen fand eine fast vollständige Entnadelung statt und der Aufschlag der Hagelkörner verursachte Rinden-, Trieb-, Knospen- und Holzschäden. Die Schäden des Hagelschlages sind heute noch deutlich sichtbar. An den Bohrkernen zeigen sich in den Folgejahren deutliche Zuwachsverluste.
Ein noch größerer Holzanfall von rund 46.000 Festmeter auf 112 ha Fläche war ein Windwurf - das Resultat eines Gewittersturms im Mai 2009. 45 Prozent der betroffenen Flächen waren jünger als 80 Jahre, was wirtschaftlich besonders schwerwiegend war. Aufgrund höherer Holzerntekosten, verursacht durch die geringeren Media, und niedriger Holzerlöse wegen geringwertiger Sortimente lag der erntekostenfreie Erlös bei 45 € pro Erntefestmeter.

Aktiv gemanagte Freizeitaktivitäten

Am Samstag bekamen wir am Petzen, dem „Top of Südkärnten“ in den Karawanken von Dipl.Ing. Hubert Ramskogler, Forstkollege und Geschäftsführer der Petzen-Bergbahnen GmbH., Einblicke in die Welt des Sommer- und Winterfremdenverkehrs. Das präsentierte Thema war Walderhaltung versus Freizeitnutzung und alternative Einkommensmöglichkeiten. Das touristische Angebot am Petzen ist vielfältig und reicht von Wandern, Klettern, Mountainbiken und Paragleiten im Sommer, bis hin zu Skifahren, Snowboarden und Schneeschuhwandern im Winter. Die Petzen ist Teil des grenzüberschreitenden „Geopark Karawanken“. Auf einer Gesamtfläche von 1.067 km² werden abwechslungsreiche Programme, Wanderrouten, Veranstaltungen und Kulturtipps sowohl im Sommer als auch im Winter angeboten. Sogar den höchstgelegenen Christkindlmarkt Österreichs findet man hier.
Schwerpunkt im Sommer sind die Down-Hill-Mountainbiker, die verpackt wie Ritter, Dank eines bestens gewarteten zur Verfügung stehenden Streckenangebots von Abfahrten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade sich an die offiziellen Radrouten halten. Die Kosten für die Instandhaltung der rund 23,5 Kilometer Radwege betragen pro Jahr 100.000 €. An 120 Öffnungstagen im Sommer werden 48.000 Gäste, davon rund 13.000 Biker mit der Bergbahn befördert. Im Winter werden an ca. 110-120 Skitagen 70.000 Gäste transportiert.
Ausschlaggebend für den Erfolg ist die Bereitschaft der 35 Grundeigentümer den Ganzjahresbetrieb zu ermöglichen. Dafür gibt es Dienstbarkeitsverträge, wo neben der Pacht auch die wirtschaftlichen Erschwernisse abgegolten werden. Mit einem Besuch im Werner-Berg-Museum in Bad Bleiburg, da wo „Manfred Deix auf Werner Berg trifft“, rundeten wir den zweiten Tag der Exkursion ab.

Grundinanspruchnahmen und ihre Auswirkungen

Dr. Binder schilderte uns am Sonntag seine Erfahrungen mit dem Bau der Koralmbahn und weiterer Infrastrukturprojekte, wie Gas- und Stromleitungen, die auf den Flächen des Benediktinerstiftes St. Paul stattfinden. Das Tunneleingangsportal der Koralmbahn auf der kärntnerischen Seite mit einem noch zu errichtenden Bahnhof befindet sich auf Stiftsgrund. Begonnen wurden die ersten Arbeiten am Bahnprojekt 1998, mit einer Fertigstellung ist ca. 2026 zu rechnen. Dieses Infrastrukturprojekt mit seinen Herausforderungen begleitet Dr. Binder sein ganzes Berufsleben lang.

Ein Abriss über die Geschichte des Stiftes und eine Führung durch die Stiftskirche sowie ein Spaziergang durch den Barock- und Kräutergarten rundeten die Forstvereinsexkursion ins Lavanttal ab.
Bei Backhendl, Zander oder Zwiebelrostbraten und Apfelkuchen in Gamlitz wurde noch ein Resümee über die Reise gezogen. Der Forstverein bedankt sich herzlich bei allen, die mit ihrem Engagement zum Erfolg der Reise beigetragen haben.