Neue marktkonforme „Sortentafeln“ für Österreichs Baumarten

Die Aufteilung von Waldbeständen in verkaufsübliche Sortimente ist für viele Fragen in der Forstwirtschaft wichtige Entscheidungsgrundlage. Mithilfe eines neuen EDV-Tools können nun Bestandessortenverteilungen marktkonform nach den Bestimmungen der Österreichischen Holzhandelsusancen für 23 österreichische Baumarten durchgeführt werden.
Das Programm kann beim Steiermärkischen Forstverein zum Preis von € 228,- inkl. Mwst. bezogen werden. (Lizenz für 1 PC, bei Mehrfachbestellungen Preis auf Anfrage)
Tel. u. Fax: 0316/825 325, Email: steiermark@forstverein.at

In vielen Fällen der forstlichen Praxis hört in der Waldbewirtschaftung die Frage nach dem Vorrat nicht beim Festmeter auf, sondern geht in Richtung Sortenverteilung, Rindenanteile, Ernteverlust, Biomasse und CO2 Speicherung weiter.
Diese Aufteilung von Waldbeständen in verkaufsübliche Sortimente ist eine Voraussetzung für die mengen- und wertmäßige Planung des Holzeinschlags und damit für die betriebliche Programm-, Finanzierungs- und Budgetplanung. Ohne Sortenaufteilung ist eine Ertragswertermittlung in der Waldbewertung nur ungenau möglich. Darüber hinaus leisten neue Sortierkenngrößen für 6 Nadelholz- und 17 Laubholzarten mit konkreten, nachvollziehbaren Zahlen einen Beitrag zu aktuellen Fragen der Biomassenutzung, Naturschutzdiskussion oder Klimadebatte.
Noch dazu soll die Berechnung dieser Kennzahlen einfach sein und rasch durchführbar sein.
Dies alles ermöglicht das neue EDV-Tool SORTBESTAND. Es ist als Funktion für Microsoft Excel (Versionen 2003, 2007, 2010) programmiert. Damit können sowohl Eingangsparameter und Ausgabewerte einfach in den Berechnungsablauf eines jeden beliebigen Excel-Tabellenblattes eingebaut und benützt werden.

Detaillierte Ergebnisse

Im einfachsten Fall mit Angaben aus Winkelzählproben lassen sich sofort Bestandessortenverteilungen marktkonform nach den Bestimmungen der Österreichischen Holzhandelsusancen 2006 durchführen. Versehen mit aktuellen Preisen ist im Handumdrehen der Ertragswert eines Bestandes berechnet. In einer Matrix werden die Ergebnisse wahlweise in einer Kurz- oder Langversion angezeigt. In der Kurzversion werden die jeweiligen Massen, untergliedert spaltenweise in die Stärkeklassen.

In der Langversion kommen dazu die Stärkeklasse bis 5a+ und Angaben zu Schnittfugen, Wipfel, Wurzelstock, Biomasseanteile und CO2 Speicherung. (Abb2)

Mit diesen Werten lassen sich einfach die gesamten Erntefestmeter (EfmoR), Vorratsfestmeter (VfmDmR, VfmSmR) einer Baumart eines Bestandes berechnen.

Eingangsgrößen

Das Programm ist mit bis zu 15 Eingabeparametern zu steuern. Aus Vereinfachungsgründen ist es nicht notwendig für jede Eingabevariable einen Wert einzugeben. Es gibt optionale Voreinstellungen. Unbedingt notwendig sind 6 Angaben: die Seehöhe des Bestandes, die Baumart und deren Stammzahl pro Hektar, der BHD und die Höhe des Kreisflächenzentralstamms und das durchschnittliche Kronenprozent. (Abb.3)

Methodik

Das Programm arbeitet auf Basis einer Einzelstammsortierung (siehe Grüner Spiegel 4/11 Seite 6-8) Es wird der gesamte Baum, von der Wurzel bis zur Wipfelspitze in seine Einzelteile zerlegt. Die dazu notwendigen Funktionen zur Berechnung der Schaftkurven stammen von 17.003 Bäumen der Österreichischen Waldinventur aus Österreich.
Um Bestandeswerte zu erhalten, ist es notwendig eine Stammzahlverteilung des Bestandes über BHD-Klassen zu ermitteln. Dies erfolgt mit dem Integral der Weihbullfunktion mit der die Wahrscheinlichkeit, wieviele Stämme in eine bestimmte BHD-Klasse fallen, geschätzt wird.
Pro BHD Klasse wird nun ein Baum, nachdem seine Höhe über die Einheitshöhenkurven der ÖWI (Knielieng, 1994) berechnet wurde, sortiert, mit der Stammzahl dieser BHD Klasse multipliziert und alle Werte der BHD-Klassen aufsummiert.
Um die durch Beschädigungen der Baumrinde entstehende Fäule, deren Art und Länge zu schätzen, sind die Funktionen von Binder (1995) verwendet worden. Sie sind für die Baumart Fichte entwickelt worden und werden für alle 23 Baumarten angewendet.

Für die Programmierung verwendete Literatur:

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