QGIS-Forst

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Geoinformation und Kartographie der TU Wien unter Leitung von Prof. Dr. Andrew Frank wurden auf Initiative des Steiermärkischen Forstvereins sechs Spezialanwendungen für die Forstwirtschaft, Vorlagen und Prozessschritte zum Zeichnen von Forstkarten erstellt und in ein geografisches Informationssystem (GIS) eingebaut.
Dazu muss QGIS 3.16 Long Term Release und das QGIS-Forst Zusatzprogramm von jedem interessierten Waldbewirtschafter kostenlos heruntergeladen und verwendet werden.

QGIS V3.16 - Long Term Release
QGIS-Forst-Zusatzprogramm
Bedienungsanleitung

Geoinformationen über und für den Wald

Forstwirtschaft ist eine flächenbezogene Tätigkeit. Geografische Informationen über den Wald und seinen Zustand sind seit Jahrhunderten wichtige Grundlage für alles waldbezogene Handeln und Wirtschaften. In Österreich sind dies rund 4 Millionen Hektar Wald.
Im Zeitalter der elektronischen Revolution gibt es zur Steuerung von Betriebsentscheidungen natürlich Landkarten und Informationen auf digitaler Basis. Um diese, in Orthofotos, Laserscanningaufnahmen, Kataster und vielen anderen, auch selbst digitalisierten Informationsschichten, enthaltenen Informationen verarbeiten zu können, ist ein EDV-Programm für geografische Informationssysteme (GIS) Voraussetzung.

QGIS Forst

Ein GIS-Programm ist ein komplexes elektronisches Werkzeug zur Beschreibung und Untersuchung von Räumen und Landschaften. Es ermöglicht, alle über, auf und unter der Erdoberfläche existierenden Objekte in digitalen Modellen zu erfassen, abzubilden, zu verwalten, analysieren, visualisieren, präsentieren und drucken, um daraus neue Informationen zu erhalten und Schlussfolgerungen zu treffen. Durch die Verknüpfung von alphanumerischen Daten (z.b. Tabellen) mit grafischen Daten (z.b. Landkarten) kann ein Mehrwert und zusätzlicher Nutzen erzeugt werden.
Diese Programme kosten im Normalfall weit mehr als tausend Euro und eine jährliche Servicegebühr. Aber schon seit Jahrzehnten gibt es von engagierten Menschen, die sowohl GIS-Kenntnisse als auch Programmierfähigkeiten besitzen, das Bestreben, GIS-Programme als sogenannte Freeware kostenlos Interessierten zur Verfügung zu stellen. Der Quellcode des Programms ist öffentlich, und so kann jeder, der genügend Kenntnisse besitzt, neue Anwendungen selbst dazu programmieren und wieder der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
So funktioniert auch das GIS-Programm Quantum GIS (QGIS Version 2.6). QGIS ist ein benutzerfreundliches Open-Source geographisches Informationssystem, das unter der GNU General-Public-License steht. QGIS ist ein offizielles Mitglied der Open-Source-Geospatial-Foundation (OSGeo). Es läuft unter Linux, Unix, Mac OSX und Windows und unterstützt eine Vielzahl von Vektor-, Raster- und Datenbankformate und -funktionen. Die spezielle Forstversion kann nur von der Homepage des Steiermärkischen Forstvereins heruntergeladen werden und läuft als Desktop-Programm nach Installation auf jedem PC.

Nutzerfreundliche forstliche Spezialanwendungen

Christa Ludwig von der TU Wien hat dazu sechs forstliche Spezialanwendungen programmiert. Sie heißen „Neues Shapefile“, „Werteberechnung Attributtabelle“, „Polares Anhängen“, „Punkteraster“, „Hyperlink“ und "Forst-Standardeinstellungen".
So lassen sich einfach neue Punkt-, Linien- oder Flächenschichten, sogenannte „Layer“, mit den passenden vordefinierten Attributen erzeugen und Forstkartenerstellen. Längen- und Flächenberechnungen von Rückewegen und Beständen werden per Knopfdruck einfach berechnet. Mit dem Polaren Anhängen können Punkte mit Eingabe von Azimuth und Entfernung, eine typische Anwendung beim Trassieren von Forstwegen, erstellt werden. Ein Punkteraster zur örtlichen Festlegung von Winkelzählstichprobenpunkten lässt sich einfach, regelmäßig oder zufällig verteilt, anlegen. Mit dem Hyperlink werden Word-, Excel-, Pdf-Dateien mit Punkte, Linien oder Flächen verknüpft und dienen zur geografischen Ablage von Dokumenten.
Weiters wurden zur Beschreibung der Schichten (Layer) zur Darstellung in der Forstkarte Mustervorlagen, sogenannte Layer_Attributvorlagen, und für die Tabellen Attribut- und Stilvorlagen definiert. Damit lassen sich rasch und einfach die Eigenschaften der Layer Gutsbestand, Besitzgrenzen, Forststrassen, Abteilungen und Bestände erfassen und darstellen.

Einbindung von öffentlichen Geodaten

Außerdem stehen standardmäßig viele weiter GIS-Anwendungen im QGIS-Forst zur Verfügung. Eine besonders interessante ist das Web-Map-Service. Hier können, wenn eine Internetverbindung vorhanden ist, sogenannte open Layer direkt ins Programm eingebunden werden. Orthofotos und andere Karten von Geoland, Google, Openstreet Maps, Yahoo, Bing oder dem land- und forstwirtschaftliches Rechenzentrum Wien können direkt als Hintergrund zur Erstellung neuer Schichten kostenlos verwendet werden. Dies erleichtert wesentlich den Zugang zu Geodaten.
Für Vektordaten stehen viele Geoverarbeitungswerkzeuge wie Buffer, Verschneiden, Vereinigen zur Verfügung. Rasterdaten vielfältiger Formate wie Shapefiles oder GeoTIFF können einfach georeferenziert, transformiert und analysiert werden.

Forstverein und FAST Pichl unterstützen

GIS ist eine komplexe Software, die sich ohne Hintergrundkenntnisse zu Struktur und Eigenschaften von Geodaten sowie zu den bearbeitenden Inhalten nicht sinnvoll einsetzen lässt. Mit QGIS-Forst besteht aber eine gute Ausgangsbasis für forstliche Anwendungen, die der Steiermärkische Forstverein unterstützt.
Die Forstliche Ausbildungsstätte Pichl bietet zur Erstellung von Forstkarten mit QGIS Forst immer wieder Kurse an.