Aber der Reihe nach: Über das Ennstal und die Hochkönig-Bundesstraße führte uns der Weg nach Söll zur Firma AGER, dem führenden Zerlege- und Verarbeitungsbetrieb für Wildfleisch in Westösterreich. Aus ganz Österreich wird das Wild angeliefert. Rund 80 Mitarbeiter:innen verarbeiten und veredeln bis zu 15 Tonnen Wild (täglich rd. 900 Rehe, 200 Hirsche oder 300 Wildschweine).
Bei Anlieferung der Waren wird eine sensorische Prüfung vorgenommen, das Stück gewogen, die Bescheinigung der kundigen Person geprüft, Temperatur und pH-Wert kontrolliert und bei Wildschweinen wird zusätzlich eine Probe zur Trichinenuntersuchung genommen. Durch ein Chargensystem ist anhand der Chargennummer die Rückverfolgbarkeit für den Kunden bis zum ursprünglichen Lieferanten gegeben. Man erkennt, wie wichtig die Untersuchung und korrekte Bescheinigung der kundigen Person ist. Nach dem Besuch der Ager- Genußwelt, wo wir uns von der Qualität und dem Geschmack der Produkte überzeugen konnten, ging es weiter nach Wattens in die beeindruckenden Swarovski Kristallwelten.
Am folgenden Tag wurden wir in Achenkirch vom Leiter des Forstbetriebes Oberinntal der ÖBF, Dipl.-Ing. Egon FRITZ empfangen. Mit ihm ging es über die Staatsgrenze in das Tiroler Rißtal, welches mit Fahrzeugen nur über Deutsches Staatsgebiet zu erreichen ist.
Wir bekamen einen Einblick in die durchaus nicht unkomplizierten Zusammenhänge in der Bewirtschaftung durch die Österreichischen Bundesforste und den Tiroler Bauern, die verschiedenste Rechte auf den von den ÖBF verwalteten Flächen in Anspruch nehmen.
Beeindruckend ist der Ahornboden. Der Ahornboden ist Teil des tirolerisch-bayrischen Natursparks Karwendel. Auf einer Seehöhe von rd. 1.200 m wurde durch eiszeitliche Gletscher ein U-Tal geformt, welches vom ursprünglichen Gerinne bis zu 120 m hoch mit Schotter aufgefüllt worden ist. Diese Bedingungen kommen dem Bergahorn entgegen und die Beweidung verbunden mit der Entfernung von Nadelbäumen und Gebüschen führten über die Jahrhunderte zu diesem einzigartigen, von Ahornbäumen aller Altersstufen geprägten Landschaftsbild.
Ebenfalls einzigartig ist der Umstand, dass die bis zu 600 Jahre alten Ahornbäume im Eigentum der ÖBF sind während der Grund und Boden, wo die Bäume stocken, den Tiroler Bauern gehört. Dass dieses Verhältnis nicht immer harmonisch ist, wurde und von DI Fritz erläutert.
Nach dem Erreichen der natürlichen Altersgrenze werden die abgestorbenen Ahornbäume durch Neupflanzungen ersetzt, da die natürliche Verjüngung aufgrund der Beweidung und auch Verbißdruck durch das Wild nicht funktioniert.
Den Talschluss bildet die Eng-Alm, mit rd. 510 ha die größte zusammenhängende Alm Tirols, wo weidefrische Milch von der dortigen Agrargemeinschaft in der Käserei zu Butter und Käse verarbeitet wird. Die Alm schließt direkt an den Ahornboden an. Der Obmann der Agrargemeinschaft, Hansjörg Reiter gab uns einen umfassenden Einblick in die Bewirtschaftung. Seine Beschreibung des Almabtriebes, der über steile Pfade ins Inntal erfolgt, war sehr einprägsam und hat die nicht immer leichte Arbeit anschaulich dargestellt.
Das Rißtal und die Eng-Alm sind touristische Hotspots im Karwendel und auch dieser Umstand ist in der Waldbewirtschaftung der Bundesforste und in der Arbeit der Agrargemeinschaft zu berücksichtigen.
Abschließend wurde noch das Naturparkhaus Hinterriß besucht und am Abend konnten wir den Präsidenten des Tiroler Forstvereins, Kurt Ziegner und seinen Vizepräsidenten Peter Kapelari in unserer Mitte begrüßen.
Nach dem Frühstück im Hotel in Kolsass im Inntal wurden wir in Pertisau am Achensee vom Revierleiter des Forstreviers Achensee der Österreichischen Bundesforste, Ing. Klaus Teveli, begrüßt. Von dort ging es auf den Zwölferkopf (mit der Bergbahn), wo wir einen wunderbaren Ausblick über den Achensee und das Revier Achensee der ÖBF genießen konnten. Bei einer Rundwanderung erhielten wir alle Informationen zur Bewirtschaftung des Gebietes, welches durch massive ganzjährige touristische Nutzung stark geprägt ist. Hier finden alle touristischen Angebote des Winter- und Sommertourismus statt und die touristische Infrastruktur prägt diese Bereiche. Dass es durchaus größere Beeinflussung der Strategien und Bewirtschaftungsziele durch die intensive touristische Nutzung gibt, wurde uns anschaulich erläutert.
Waldbaulich interessant war die Wiederbewaldung großer Windwurfflächen aus den 1950-er Jahren, wo durchaus nachvollziehbar ist, dass damals noch sehr wenig Rücksicht auf die Herkünfte des Pflanzgutes genommen worden ist. Die besondere Steilheit des Geländes stellt in der Bewirtschaftung neben der touristischen Nutzung die größte Herausforderung dar.
Die Weiterfahrt in die Gramai-Alm zwischen den beeindruckenden Felsformationen des Karwendel-Gebirges hat uns einen imposanten Eindruck vermittelt. Der Wasserreichtum und die botanischen Besonderheiten des Naturparks Karwendel konnten wir bei einer kurzen Wanderung in der Gramei-Alm erleben.
Die Heimfahrt am vierten Tag führte über die Krimmler- Wasserfälle und Mittersill.
Trotz des ausgiebigen Regens während der Fahrt waren die Eindrücke sehr prägend und eine nähere Beschäftigung mit dem Gebiet um den Achensee zeigt, dass wir trotz der Tage in diesem Gebiet vieles noch nicht gesehen haben oder erleben konnten. Tirol, der Achensee und das Karwendelgebirge mit dem Naturpark waren daher nicht nur eine Reise wert, sondern werden es auch zukünftig sein.
Unser Dank gilt der umsichtigen Organisation des Teams um Veronika Weber.