Forstvereinsexkursion nach Wien und Umgebung

Ein Artikel von Peter Bedenk | 17.12.2021 - 13:02
Forstexkursion Wien.JPEG

© Norbert Weber

Am 1. Oktober 2021 führte die heurige Exkursion nach Wien zur dortigen MA 49 – dem Forstamt der Stadt in den Lainzer Tiergarten. Am Ostrand der Alpen gelegen ist er ein in die Stadt reichender Ausläufer des Wienerwaldes im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzing. Der Lainzer Tiergarten mit einer Gesamtfläche von 2.450 ha, mit einer Waldfläche von 1.945 ha, ist auch Teil des „Biosphärenparks Wienerwald“. Die Umfassungsmauer hat eine Länge von immerhin 22 km. 

Nach einer Begrüßung durch den stellvertretenden Forstdirektor der Stadt Wien, SR DI Herbert Weidinger, führte uns der Leiter der Forstverwaltung Wienerwald, Herr FM DI Hannes Berger. Besonders die Zielsetzungen im urbanen Schutz- und Naherholungsgebiet wurden uns hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Waldgebietes einerseits und der Reaktion auf die sich ändernden klimatischen Herausforderungen andererseits erörtert. Selbstverständlich war auch der Wildbestand im Lainzer Tiergarten ein Thema wobei wir erfuhren, dass die jagdlichen Eingriffe ausschließlich von den städtischen Berufsjägern bzw. Förstern sichergestellt werden. Ziel der Bejagung ist es, dass Schäden an der natürlichen Verjüngung hintangehalten werden und die bewirtschafteten Wiesen durch das Schwarzwild nicht zu stark beeinträchtigt werden. Das Ganze erfolgt auf Basis eines Wildtiermanagementkonzeptes, welches vor allem die Lebensraumansprüche im umzäunten Gebiet berücksichtigt. 

Prunkstück des Parks ist die Hermesvilla, wo wir auf der Schloßterrasse zu Mittag essen durften. In der anschließenden Führung erfuhren wir, dass die Hermesvilla Kaiser Franz Josef diese Anlage, damals noch außerhalb des Stadtgebietes gelegen, 1882 für seine Frau Elisabeth errichten ließ, die dort dem höfischen Zeremoniell entfliehen konnte und so doch zumindest in der Nähe des Hofes war. Die Namensgebung bezieht sich auf die Hermes Statue aus weißem Marmor, die sich im Garten mit dem Rücken zur Villa befindet. Neben der Baugeschichte und weiteren interessanten Details, wurde uns erklärt, dass auch der Rücken einer Statue entzücken kann. 

Den krönenden Abschluss dieses wunderschönen und interessanten Tages bildete der Besuch des Weingutes Cobenzl der Stadt Wien, welches ebenfalls von der MA 49 verwaltet wird. An der Wiener Höhenstraße gelegen haben wir nicht nur die ausgezeichneten Weine verkosten dürfen, sondern auch einen einzigartigen Blick auf die Bundeshauptstadt im Sonnenuntergang genossen. 

 

Der Samstag führte uns in den Nationalpark Donau-Auen. Alle Eindrücke dieses Tages in einem kurzen Bericht zu verarbeiten ist fast nicht möglich – die unglaubliche Vielfalt dieses Gebiets wurde uns von den Herren DI Matthias Kuhn, Dr. Christian Baumgartner, Manfred Rosenberger, MSc und Aaron Griesbacher nahegebracht. Von der Umwandlung der Hybridpappelbestände bis hin zur Besucherlenkung und dem Informationssystem, weiter zur Urgeschichte sowie die gerade in diesem Bereich immer präsenten Funde aus der Römerzeit und weiter zur Zeitgeschichte um die Gründung des Nationalparks mit der bekannten Vorgeschichte um den Kraftwerksbau in Hainburg war der Tag gefüllt. Einen herrlichen Blick auf das gesamte Gebiet bis weit hinein in die Slowakei konnten wir vom Braunsberg aus genießen, wo wir zu Mittag Rast gemacht haben. 

Vom Braunsberg durch die engen Gassen von Hainburg ging es dann über die Donau nach Norden zum ehemals kaiserlichen Jagdschloss Eckartsau. Dieses Schloß hat eine zentrale Stellung in der österreichischen Geschichte – es war der letzte Wohnsitz der kaiserlichen Familie in Österreich nach dem Verzicht auf die österreichischen Regierungsgeschäfte.

Neben der Forstverwaltung der ÖBF befindet sich im Schloß auch eine Infostelle des Nationalpark Donau-Auen. 

Über die Bewirtschaftung der Waldflächen der Österreichischen Bundesforste und die Einfügung der betrieblichen Interessen in die Zielsetzungen des Nationalparks sowohl in forstlicher als auch in jagdlicher Hinsicht erfuhren wir im wunderschön gelegenen Schloßpark vom Leiter der Forstverwaltung, Christoph Egger, interessante Details. Immerhin verwalten die Österreichischen Bundesforste den flächenmäßig größten Teil des Nationalparks. Sie betreuen gemeinsam mit der Nationalpark Donau-Auen GmbH und dem Forstamt der Stadt Wien das Schutzgebiet. 

Weiter ging es nach Orth an der Donau ins Nationalparkzentrum Schloß Orth. Einst als Wasserschloß gebaut erlebte es in seiner langen Geschichte die Wandlung vom Jagdschloß zum Museum bis es 2005 als Zentrum des Nationalparks entwickelt worden ist. Die Schloßinsel bietet im Besucherzentrum einen ersten Einblick in die Au und das Auerlebnis mit 3-D Tiermodellen, einer Unterwasser-Erlebniswelt (Lebenswelt Flußlandschaft) sowie mehreren Beobachtungsplätzen. 

Abgeschlossen wurde dieser hochinteressante Tag im direkt an der Donau gelegenen Restaurant Uferhaus in Ort / Donau mit typischen Fischgerichten. 

Der letzte Tag führte uns auf verschlungenen Pfaden durch die Altstadt von Wien und fand seinen Ausklang mit einem Essen im Schweizerhaus im Wiener Prater. Abschließend führte uns ein kurzer Abstecher bei der Rückfahrt ins Steinfeld um Wiener Neustadt. Dieser südliche Ausläufer des Wiener Beckens wird nicht umsonst auch „Trockene Ebene“ genannt. Das traditionell niederschlagsarme pannonische Klima in Verbindung mit den weiten Schotterflächen führt zu den mittlerweile bekannten Problemen für die Land- und Forstwirtschaft. 

Der Vielfalt der fachlichen und kulturellen Eindrücke kann ein kurzer Exkursionbericht nicht gerecht werden. Daher einfach einen großen Dank an die OrganisatorInnen.