Starke Bilder / bleibende Eindrücke

Ein Artikel von Veronika Maierhofer | 19.12.2023 - 11:00
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© Heinz Lick

Über den Karawankentunnel haben wir am 13. Oktober 2023 bei der Exkursion des Steiermärkischen Forstvereins Slowenien erreicht. Erstes Ziel war das Schloss Brdo, welches mit einem neuen Kongresszentrum als Tagungszentrum und Veranstaltungszentrum dient und dem Staat Slowenien für Repräsentationszwecke bei Staatsbesuchen oder Kongressen dient. Neben den umfangreichen und sehr gepflegten Parkanlagen haben wir erfahren, dass immerhin rd. 600 ha Wald zu betreuen sind und dass der gesamte Bereich umzäunt ist und selbstverständlich auch bejagt wird. Bei unserem Aufenthalt wurden wir vom dortigen Revierjäger betreut und haben in die Bewirtschaftungsziele einen umfangreichen Einblick erhalten. Diese sind selbstverständlich auf die Wirkung dieses Areals für die internationale Repräsentation des Staates Slowenien abgestimmt. 

 

Der Umgang mit Großraubwild, schwerpunktmäßig dem Luchs, wurde uns bei der Vorstellung des Projektes „Life Lynx“ berichtet. Dieses Projekt hat Länderübergreifend das Ziel, über die Erforschung der Luchse durch forstliche und jagdliche Maßnahmen die Population in Europa wieder zu stabilisieren. Luchse beanspruchen große Territorien und sind äußerst schwer zu erforschen. Umso wichtiger ist die Vernetzung der Forschung und an dem Projekt „Life Lynx“ sind immerhin die Länder Slowenien, Rumänien, Kroatien, Italien und die Slowakei beteiligt. Über Besenderung werden die Wanderungen und die Population so weit möglich, erforscht. Die Details zu diesem Projekt wurden uns von KollegInnen des Slowenischen Forstdienstes (Zavod za Gozdove Slovenije) erläutert. Einer der besenderten Luchse weist immerhin einen Österreichbezug auf – sein Gebiet erstreckt sich auch auf den Kärntner Teil der Karawanken. 

 

Wie man auf die Herausforderungen in der Führung eines kleinen Land- und forstwirtschaftlichen Betriebes durch Direktvermarktung und Ausnützung des lokalen Marktes reagieren kann haben wir mit unserem slowenischen Forstvereinskollegen DI Tomaž Polajnar beim Besuch des Betriebes der Familie Jeglic in Naklo erfahren können. Neben Fremdenzimmern, einer Buschenschänke und der Direktvermarktung der landwirtschaftlichen Produkte ist auch die Waldbewirtschaftung des rd. 17 ha großen Forstes eine solide Basis für diesen Betrieb – die Heizung für den gesamten Betrieb wird nachhaltig aus dem eigenen Wald sichergestellt. 

 

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© Veronika Weber

Nach einer erholsamen Nacht in Piran direkt am Meer konnten wir nicht am weltweit größten Lipizzanergestüt in Lipica vorbei. Nicht nur die rd. 360 ha große Anlage ist beeindruckend, sondern auch die alten Gebäude verbunden mit der Geschichte dieses Ortes. Zur Sicherstellung der Zucht und Vermeidung von Zuchtfehlern sind alle Lipizzanergestüte weltweit vernetzt. 

 

Der Weinbau hat im Slowenischen Karst eine lange Tradition und bringt hervorragende Weine hervor. Die Karstregion (slow. Kras) ist durch die Architektur der kleinen Ortschaften und das milde Klima geprägt. Von der Qualität der Kulinarik und der berühmten Weine dieser Region konnten wir uns beim Weingut / Gehöft Petelin in Rogelja überzeugen. 

 

Unglaubliche 3.200 ha Wald sind im Vorjahr im Gebiet zwischen Monfalcone und Sistiana auf der italienischen Seite und den Ortschaften Miren und Branik auf der slowenischen Seite von einem verheerenden Waldbrand heimgesucht worden. Offenbar ausgehend von Funkenflug auf der Bahnlinie Monfalcone – Triest und angefacht durch die Winde Bora und Jugo hat sich der Waldbrand auf weite Teile dieser Region ausgebreitet. Die Bekämpfung des Feuers wurde nicht nur durch den Südwind – den Jugo – und den Wind vom Land – die Bora (slov. Burja) – erschwert, sondern auch durch massive Beschränkungen des Einsatzes der Feuerwehren. Die Waldbrände waren begleitet von heftigen Explosionen durch altes Kriegsmaterial aus dem „Ersten Weltkrieg!“ die einerseits das Feuer immer wieder angefacht haben und andererseits es den Feuerwehren unmöglich gemacht haben, die befestigten Straßen und Wege zu verlassen. So war es in erster Linie das Ziel, die Ortschaften vor dem Feuer zu schützen, das sich durch die starken Winde rasch ausgebreitet hat. Das ist auch gelungen aber zur Bekämpfung des Feuers mussten aus anderen Regionen Europas (auch aus Österreich) Feuerwehren angefordert werden. Löschflugzeuge sind aus allen Regionen Europas zur Bekämpfung beigezogen worden. Nach drei Wochen war das Feuer unter Kontrolle. 

 

Die zukünftigen Ziele der Waldbewirtschaftung in diesem Gebiet sowie die Herausforderungen, mit denen der slowenische Forstdienst (Zavod za Gozdove Slovenije) zu kämpfen hat, wurden uns von DI Bostjan Kosicek erläutert. Erschwerend für die Umsetzung der Wiederbewaldung nach einheitlichen Zielen ist der kleinstrukturierte Besitz und die „Waldferne“ der meisten Waldbesitzer, die zwar wissen, dass sie einen Wald irgendwo in diesem Gebiet besitzen aber nicht wissen wo dieser Wald überhaupt ist. In die Wiederbewaldung Zeit und Geld zu investieren ist sicher nicht das vorrangige Ziel dieser Waldeigentümer. Vielmehr kümmern sich viele Organisationen und Projekte in ganz Slowenien darum, Geld für diese Zwecke durch verschiedenste Veranstaltungen und sonstige Aktivitäten aufzutreiben und der Wiederbewaldung dieser Flächen zukommen zu lassen. 

Zu den bekannten Problemen mit der Wiederbewaldung solcher Flächen kommt natürlich auch das Problem der Neophyten. Die natürliche Verjüngung dieser Flächen spielt aber trotzdem eine entscheidende Rolle bei der Wiederbewaldung. 

 

Zurück in Piran haben wir bei einer Stadtführung erfahren dürfen, dass man dort durchaus nicht immer mit derart herrlichem Wetter gesegnet ist, wie wir das in diesen zwei Tagen waren. Zum Meer hin sind alle Häuser mit Mauern geschützt denn wenn drei Faktoren zusammentreffen – das sind Flut, Vollmond und ein starker Südwind (Jugo) – dann kommt es zu Überflutungen in der Stadt. Neben vielen anderen Details zur Stadt wie der venezianischen Architektur war der Blick vom Hügel, wo die St. Georgs Kirche mit dem typischen, venezianischen Kirchturm steht, auch in der Nacht eindrucksvoll. Der Blick über die Bucht von Piran bis Triest und sogar Grado in der Nacht war sehr eindrucksvoll. 

 

Die Heimfahrt über das Soca / Isonzo Tal hat uns vor Augen geführt, wie sinnlos Kriege sind und wie leichtfertig heutzutage der Frieden aufs Spiel gesetzt wird. Das Freilichtmuseum Kolovrat kann nur einen kleinen Eindruck darüber vermitteln wie einige unserer Großväter und Urgroßväter an dieser Front des Ersten Weltkrieges dahinvegetieren mussten. Umso bewusster konnten wir die letzten Tage genießen, die uns auch vor Augen geführt haben, wie vielfältig die Forstwirtschaft in Europa ist. Viele landschaftliche und fachliche Höhepunkte konnten wir aufgrund der hervorragenden Organisation von Veronika Weber und der Begleitung von DI Marjan David (hvala lepa) an diesen drei Tagen erleben.